Viele meinen, dass ihre Kinder noch zu klein sind, um etwas mitzubekommen. Dabei vergessen sie oft, wie spürbar das Glücksspielen und seine Folgen sind. Die Gedanken der glücksspielenden Person kreisen ausschließlich um das Spielen. Und die Angehörigen tun alles, um zu helfen und zu kontrollieren.

Glücksspiel hat viele Verlierer*innen
Glücksspielsucht und riskantes Glücksspielverhalten belastet nicht nur Betroffene selbst, sondern auch ihr soziales Umfeld. Ganz besonders sind davon die Familie und nahe Angehörige betroffen – und auch wenn viele hoffen, dass die Kinder nichts davon mitbekommen: Kinder leiden unter den Folgen der Glücksspielsucht Ihrer Eltern. Das konnten Hayer et al. in ihrer Studie Kinder von pathologischen Glücksspielern: Lebensbedingungen, Anforderungen und Belastungen zeigen.
Wahrnehmung
„Was mit mir ist, interessiert doch eh keinen!“, denken Kinder schnell, wenn das Glücksspielen für einen Elternteil immer mehr zum Lebensinhalt wird. Ihnen fehlen Liebe und Geborgenheit. Manche glauben, sie seien schuld an den Sorgen der Erwachsenen. Sie schämen sich und übernehmen Verantwortung – mehr als ihnen guttut. Das überfordert und verunsichert sie – nicht ohne Folgen: Manche Kinder werden traurig oder wütend. Andere bekommen körperliche Beschwerden. Oft werden ihre Leistungen in der Schule schlechter. Ihr Risiko, später im Leben selbst süchtig zu werden, ist stark erhöht.
Folgen von Glücksspielsucht
Finanzielle Probleme und Schulden, Lügen und Verheimlichungen, massive Probleme in der Partnerschaft, häufige Abwesenheiten des oder der Glücksspielsüchtigen, Vernachlässigung von gemeinsamen Familienaktivitäten und viele weitere Folgen hat eine Glücksspielsucht. Insbesondere der Vertrauensverlust und die emotionale Distanz der Betroffenen bringen den Zusammenhalt der Familie in Gefahr. Auch die Partner*innen von Glücksspielsüchtigen entwickeln oft selbst psychosomatische Beschwerden.
Risiko für Kinder
Kinder, die in einer Familie aufwachsen, in der mindestens ein Elternteil glücksspielsüchtig ist, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, selber Suchtprobleme zu entwickeln. Zu dem Ergebnis kommen Klein & Fischer in ihrer Untersuchung Kinder glückspielsüchtiger Eltern: Hintergründe, Risiken, Hilfen. Das Risiko, später selbst glücksspielsüchtig zu werden liegt für sie etwa 10-mal höher, als bei Gleichaltrigen ohne glücksspielsüchtigen Elternteil.
Auswirkungen auf Kinder
Kinder stehen in solchen Familien unter großen emotionalen und sozialen Belastungen: Sie leiden unter Stress, weil es häufig zum Streit zwischen den Eltern kommt oder Absprachen und Vereinbarungen häufig nicht eingehalten werden. Lügen und Vertuschungen rund um das Glücksspielverhalten verunsichern sie zusätzlich.
Meist erleben Kinder aus Familien mit einem glücksspielsüchtigen Elternteil massive Einschränkungen: An Kleidung, Reisen und Spielzeug muss gespart werden – manchmal sogar beim Essen. Vielfach lügen betroffene Kinder dadurch auch selbst, um das Verhalten des glücksspielsüchtigen Elternteils zu decken oder über Geldprobleme hinwegzutäuschen.
Folgen für Kinder
Dieses „Versteckspiel“ bleibt nicht ohne Folgen: Etliche Kinder kämpfen mit eigener Unsicherheit und einem geringen Selbstwertgefühl. Häufig leiden sie noch als Erwachsene unter psychischen Problemen, wie etwa Angststörungen oder Depressionen – viele sind deswegen in Behandlung. Die Studie von Dr. Hayer und seine Kolleg*innen zeigte, dass 13 % der betroffenen Kinder bereits einen Suizidversucht unternommen haben. Sie weist ebenfalls darauf hin, dass diese Kinder einen besonders großen Bedarf an Erfolgserlebnissen, Akzeptanz und Anerkennung haben.
Unterstützung für Kinder
Um Kinder vor den Folgen der Sucht zu schützen, sollten Sie mit ihnen sprechen: Schildern Sie in altersgerechten Worten, dass ein Familienmitglied Probleme mit dem Glücksspielen hat. Machen Sie den Kindern deutlich, dass sie nicht für diese Probleme verantwortlich sind – und schon gar nicht schuld daran sein können.
Durchbrechen Sie unausgesprochene Regeln: Ermutigen Sie die Kinder, über ihre Gefühle zu sprechen – nicht nur einmal, sondern immer wieder. Zeigen Sie den Kindern, dass es wichtig ist, über Probleme zu sprechen – viele lassen sich nur so lösen. Stärken Sie das Vertrauen der Kinder, indem Sie über alles sprechen, was diese bewegt. Leben Sie vor, dass es wichtig ist, für sich zu sorgen.
Wenn Sie sich Sorgen um Ihr Kind machen, wenden Sie sich an eine Erziehungsberatung. Oder sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt bzw. Ihrer Kinderärztin. Auch Familienberatungen können helfen.
Unterstützen Sie Ihr Kind!
Für weitere Unterstützung und Beratung wenden Sie sich gern an unser Hilfetelefon oder die Onlineberatung.