Glücksspiel-Survey 2021: Einblicke in das Spielverhalten Deutschlands

Glücksspiel-Survey 2021

Mit dem Glücksspiel-Survey 2021 ist eine neue Bevölkerungsstudie zum Glücksspielverhalten in Deutschland veröffentlicht worden, die wichtige Einblicke in dieses Feld bietet. Sie wurde erstmals vom Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) und der Universität Bremen durchgeführt. Der Glückspiel-Survey 2021 wurde gefördert vom Deutschen Lotto- und Totoblock (DLTB).

Online und telefonische Datenerhebung

Die Datenerhebung erfolgte mit telefonischen und online-Befragungen. Von August bis zum Oktober 2021 wurden dazu 12.303 Interviews geführt. Ein direkter Vergleich mit den Untersuchungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus den Vorjahren ist jedoch nicht ohne weiteres möglich: Von der BZgA wurden nur telefonische Befragungen durchgeführt. Die Ausweitung um online-Befragungen soll nun eine höhere Repräsentativität sicherstellen.

Screening-Instrumente

Für Erwachsene wurde das Screening auf glücksspielbezogene Probleme anhand der Kriterien des Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen (DSM-5) durchgeführt. Für Minderjährige wurde dieses Screening mit dem DSM-IV-Multiple Response-Adapted for Juveniles (DSM-IV-MR-J) vorgenommen.

Wie viele Menschen nehmen an Glücksspielen teil?

Insgesamt haben knapp 30 % der Teilnehmenden in den letzten 12 Monaten vor der Befragung an mindestens einem Glücksspiel teilgenommen: von den befragten Männern waren es rund 35 %, von den Frauen hingegen nur knapp 25 %. Dieser Befund bedeutet zugleich, dass rund 70 % der Bevölkerung gar nicht an Glücksspielen teilgenommen haben.

Wer spielt Glücksspiele?

Der Anteil der Glücksspielenden ist in der Altersgruppe der 36- bis 45-jährigen mit fast 34 % am größten. Der Anteil der glücksspielenden Männer ist für alle Glücksspiele höher als der Anteil der Frauen.

Von den Personen mit Migrationshintergrund spielen 24 % – Personen ohne Migrationshintergrund nehmen zu 31 % an Glücksspielen teil. Im Hinblick auf den höchsten Schulabschluss ergeben sich kaum Unterschiede: Sowohl Personen mit Hauptschulabschluss, Mittlerer Reife und Abitur machen jeweils etwa ein Drittel derer aus, die aktuell glücksspielen.

Wie häufig werden Glücksspiele gespielt?

Zumindest einmal in der Woche spielen knapp 13 % der Befragten. Nur etwas über 3 % der Befragten glücksspielen zwei- oder dreimal im Monat. Rund 5 % aller Befragten nehmen einmal im Monat an Glücksspielen teil und nahezu 8 % noch seltener.

Wo wird an Glücksspielen teilgenommen?

Ausschließlich in terrestrischen Spielstätten spielen etwa 12 % der – eher älteren – Befragten. Knapp 10 % spielen ausschließlich online und nur rund 6 % nutzen beide Zugangswege.

Welche Glücksspiele werden gespielt?

Gut 20 % aller Befragten nehmen an nur einer Art von Glücksspielen teil. Eine Teilnahme an zwei oder noch mehr Arten von Glücksspielen ist deutlich seltener.

Insgesamt liegen zwei Glücksspiele mit großem Abstand vorn: Mit rund 20 % nehmen am meisten Befragte am klassischen Lotto 6aus49 teil. Dahinter liegt die Teilnahme am Eurojackpot mit knapp 11 % an zweiter Stelle. Etwas unter 7 % der Befragten haben an riskanten Glücksspielformen wie Automatenspielen, Casinospielen oder Sportwetten teilgenommen.

Wie häufig ist eine Glücksspielstörung?

Ein zentraler Befund des Surveys ist, dass über 2 % der Bevölkerung eine Glücksspielstörung aufweisen. Der Survey unterscheidet dabei zwischen einer leichten (1,1 %), mittleren (0,7 %) und schweren Störung (0,5%). Von einer Glücksspielstörung sind Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen.

Eine Glücksspielstörung tritt am häufigsten bei Personen auf, die an Geldspielautomaten spielen, gefolgt von Teilnehmenden an Live-Sportwetten. Zudem weisen rund 6 % der Befragten Anzeichen für ein riskantes Glücksspielverhalten auf.

Wie sieht es bei Minderjährigen aus?

In der Untersuchung wurde bei fast 2 % der Jugendlichen ein problematisches Glücksspielverhalten festgestellt. Auch in dieser Altersgruppe waren davon fast doppelt so viele Jungen betroffen, wie Mädchen.

Wer bekommt es mit, wenn jemand Probleme mit Glücksspielen bekommt?

Fast 14 % der Befragten gaben an, dass sie eine Person kennen, die Probleme mit dem Glücksspielen hat. Je massiver diese Probleme waren, desto eher fallen sie dem sozialen Umfeld auf. In den meisten Fällen fiel es Freundinnen oder Freunden auf, gefolgt von Arbeitskolleg*innen und Familienmitgliedern.

Sind die Risiken von Glücksspielen bekannt?

Rund 80 % der Befragten gaben an, gut um die Risiken des Glücksspielens Bescheid zu wissen. Dass Glücksspiele für Minderjährige verboten sind, wissen sogar über 85 % der Befragten – dieses Verbot wird zudem von beinahe allen Befragten (86 %) befürwortet.

Auch die Aufklärung über Suchtgefahren von Glücksspielen halten rund 83 % der Befragten für wichtig. Für eine Beschränkung von Werbung für Glücksspiele sprachen sich rund 69 % aus.

Welchen Einfluss hat die Werbung?

Bewusst wahrgenommen hat in der Befragung kaum jemand die Werbung für Glücksspiele. Allerdings ist dieser Befund ganz anders, wenn ausschließlich die Personen betrachtet werden, die eine Glücksspielstörung aufweisen: Für sie ist Werbung oft der Auslöser, neue Glücksspiele auszuprobieren.