
Woran erkenne ich, dass mein Partner/meine Partnerin glücksspielsüchtig ist?
Nicht umsonst spricht man bei der Glücksspielsucht auch von der unsichtbaren Sucht. Im Vergleich zu anderen Suchterkrankungen kann man sie nicht so einfach erkennen (Kein Torkeln, kein Alkoholgeruch etc.). Es gibt jedoch verschiedene Kennzeichen, die darauf schließen lassen, dass jemand eine Glücksspielsucht haben könnte:
- Betreffende Personen ziehen sich immer mehr zurück und verbringen nur noch wenig bis gar keine Zeit mehr mit dem Partner/der Partnerin
- Das Geld ist immer knapp, auch wenn das Einkommen eigentlich ausreichen müsste
- Häufig gibt es Streit wegen Geld
- Die betroffene Person lügt und ist häufig und lange abwesend. Die Abwesenheitszeiten kann die/der Betroffene nicht oder nur schwer erklären
- Psychische und körperliche Folgen wie Stress, Angst, Depressionen und Schlafstörungen können sich bei Betroffenen als Folge des Glücksspielens zeigen
- Betreffende Personen vernachlässigen die Beziehung, Freundschaften und oft den Beruf
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Partner oder Ihre Partnerin ein Problem mit dem Glücksspielen hat, sprechen sie Ihre Befürchtung an. Bei diesem Gespräch helfen Ich-Botschaften. Diese beschreiben, wie Sie sich fühlen und können daher nicht entkräftet oder widerlegt werden. Ich-Botschaften vermeiden Streit und können vom Gegenüber leichter aufgenommen werden.
Kann ich einer glücksspielsüchtigen Person helfen?
Glücksspielsüchtigen, die das Glücksspielen aufgeben möchten, kann man helfen. Reden Sie miteinander, ohne der betreffenden Person Vorwürfe zu machen. Kommunizieren Sie Ihrem Partner/Ihrer Partnerin in ruhigem und bestimmtem Ton, wie Sie die Situation erleben.
Sie sollten der betreffenden Person vorschlagen, sich helfen zu lassen. Es gibt Beratungsstellen, Fachkliniken und Selbsthilfegruppen sowie ein kostenloses Hilfetelefon und eine Onlineberatung, die auf Glücksspielsucht spezialisiert sind. Auch eine bundesweite und glücksspielformübergreifende Sperre ist möglich. Mehr Informationen zur Glücksspiel-Sperre finden Sie hier. Klären Sie Ihren Partner/Ihre Partnerin über die Hilfeangebote auf und bieten Ihre Unterstützung an.
Wichtig ist aber: Sie sind für das Glücksspielen einer anderen Person nicht verantwortlich!
Ich kann meinem Partner/meiner Partnerin nicht mehr vertrauen…
Glücksspielsüchtige lügen ihr soziales Umfeld häufig an, um das Ausmaß Ihres Glücksspielverhaltens zu verheimlichen. Denn: Sie schämen sich für Ihr Verhalten. Das ständige Lügen und Verheimlichen in der Partnerschaft führt verständlicherweise zu einem Mangel an Vertrauen. Für viele Partner*innen ist das ein großes Thema.
Das Vertrauen in der Beziehung wieder aufzubauen ist ein Prozess und benötigt Zeit. Sie sollten Ihren Partner/Ihre Partnerin jedoch nicht kontrollieren – das kann schaden und das Vertrauensverhältnis schwächen.
Es ist ebenfalls wichtig, dass Sie sich Ihre eigenen Grenzen in der Partnerschaft klarmachen und diese kommunizieren. Sie entscheiden, was Sie mitmachen und wann es Ihnen zu viel wird.
Wie kann ich mich vor den Folgen der Glücksspielsucht schützen?
Auch Sie als Partner*in sollten sich vor den Folgen der Glücksspielsucht schützen. Nicht nur der/die Glücksspielende selbst ist betroffen – auf jede glücksspielsüchtige Person kommen circa 8 bis 10 Angehörige, die von den Folgen direkt oder indirekt mitbetroffen sind.
Selbstfürsorge: Achten Sie aufIhre Gefühle und Bedürfnisse sowie auf Ihre Gesundheit. Tun Sie Dinge, die Ihnen guttun und sprechen Sie mit einer Vertrauensperson über Ihre Sorgen. Auch als Angehörige können Sie bei Bedarf professionelle Unterstützung und Beratung in Anspruch nehmen. Lassen Sie Ihren Alltag nicht durch das Glücksspielen Ihres Partners/Ihrer Partnerin bestimmen.
Grenzen: Sie können eine betroffene Person unterstützen, aber nicht ihr Verhalten ändern. Kommunizieren Sie ihr klar, wo Ihre Grenzen sind. Welche Folgen hat das Überschreiten Ihrer Grenzen? Kündigen Sie nur Folgen an, die Sie auch einhalten können.
Geld schützen: Sichern Sie Ihr eigenes Geld (und das Ihrer Kinder) ab. Bewahren Sie das Geld an einem Ort auf, auf den die betroffene Person keinen Zugriff hat, zum Beispiel auf einem eigenen Konto. Denken Sie dabei auch an Wertgegenstände. Es kann ebenfalls helfen, die Einnahmen und Ausgaben gemeinsam festzuhalten, um sich einen Überblick zu verschaffen. Leihen Sie der betroffenen Person kein Geld.
Machen Sie sich klar: Sie können die betroffene Person unterstützen, aber nicht retten!
Für sich selbst sorgen – wie geht das?
Besonders wenn der Alltag immer mehr von Sorgen und Belastungen überschattet wird, kann es schwierig sein, für sich selbst zu sorgen. Man soll funktionieren: Beruf, Familie, Kinder, Haushalt und dann auch noch eine*n glücksspielsüchtigen Partner*in.
Für sich selbst zu sorgen bedeutet, sich bewusst Zeit für sich zu nehmen und von den Dingen des Alltages Abstand zu nehmen. Machen Sie sich bewusst, wann Sie Abstand brauchen und wann es Ihnen nicht gut geht. Tun Sie bewusst Dinge, die Ihnen Spaß machen und die Ihnen guttun. Fühlen Sie sich nach einem langen, heißen Bad wie neu geboren? Oder können Sie Ihre Emotionen besser regulieren, nachdem sie eine lange Fahrradtour mit Ihren Freund*innen gemacht haben? Was hilft, ist sehr individuell. Probieren Sie sich aus und finden Sie Ihre optimale Selbstfürsorge.
Wo kann ich mich melden, wenn ich Unterstützung brauche?
Auch Angehörige von Glücksspielsüchtigen können Hilfe in Anspruch nehmen. Das Hilfeangebot der Landesfachstelle Glücksspielsucht NRW ist kostenlos und anonym.
Unser Hilfetelefon Glücksspielsucht ist montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr erreichbar. Unsere Beraterinnen und Berater sprechen mit Ihnen über Ihr individuelles Anliegen und helfen Ihnen gerne weiter.
Angehörige können ebenfalls über www.ausgezockt.de eine Onlineberatung in Anspruch nehmen. Dabei schreiben Sie mit einer festen Ansprechperson über Ihr individuelles Anliegen.
Hier können Sie Adressen von Beratungsstellen, Fachkliniken und Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe finden. Auch diese haben häufig Angebote für Angehörige.