Kinder aus glücksspielsuchtbelasteten Familien
Eine Glücksspielstörung belastet nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihr soziales Umfeld. Ganz besonders sind davon die Familie und nahe Angehörige betroffen. Auch wenn viele hoffen, dass Kinder nichts davon mitbekommen: Kinder leiden unter den Folgen der Glücksspielsucht Ihrer Eltern!
Kindliche Wahrnehmung
„Was mit mir ist, interessiert doch eh keinen!“, denken Kinder schnell, wenn das Glücksspielen für einen Elternteil immer mehr zum Lebensinhalt wird. Ihnen fehlen Liebe und Geborgenheit. Manche glauben sogar, sie seien schuld an den Sorgen der Erwachsenen. Sie schämen sich und übernehmen Verantwortung – mehr als ihnen guttut. Das überfordert und verunsichert sie – nicht ohne Folgen: Manche Kinder werden traurig oder wütend. Andere bekommen körperliche Beschwerden. Oft werden ihre Leistungen in der Schule schlechter. Ihr Risiko, später im Leben selbst süchtig zu werden, ist stark erhöht.
Glücksspiel hat viele Verlierer*innen
Unter diesem Slogan macht NRW auf die Probleme rund um das Glücksspielen aufmerksam: Finanzielle Probleme und Schulden, Lügen und Verheimlichungen, massive Probleme in der Partnerschaft, häufige Abwesenheiten des oder der Glücksspielsüchtigen, Vernachlässigung von gemeinsamen Familienaktivitäten und viele weitere Folgen bringt die Glücksspielsucht mit sich. Insbesondere der Vertrauensverlust und die emotionale Distanz der Betroffenen bringen den Zusammenhalt der Familie in Gefahr. Auch die Partner*innen von Glücksspielsüchtigen entwickeln oft selbst psychosomatische Beschwerden.
Auswirkungen auf Kinder
Kinder stehen in solchen Familien unter großen emotionalen und sozialen Belastungen. Sie leiden unter Stress, weil es häufig zum Streit zwischen den Eltern kommt oder Absprachen und Vereinbarungen häufig nicht eingehalten werden. Lügen und Vertuschungen rund um das Glücksspielverhalten verunsichern sie zusätzlich.
Meist erleben Kinder aus Familien mit einem glücksspielsüchtigen Elternteil massive Einschränkungen: An Kleidung, Reisen und Spielzeug muss gespart werden – manchmal sogar beim Essen. Vielfach lügen betroffene Kinder dann auch selbst, um das Verhalten des glücksspielsüchtigen Elternteils zu decken oder über Geldprobleme hinwegzutäuschen.
Diese Kinder haben ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst Suchtprobleme zu entwickeln: Ihr Risiko, später selbst glücksspielsüchtig zu werden ist etwa 10-mal höher, als bei Gleichaltrigen ohne glücksspielsüchtigen Elternteil. Häufig leiden sie noch als Erwachsene unter psychischen Problemen, wie etwa Angststörungen oder Depressionen – viele sind deswegen in Behandlung.
Prävalenz
Aktuelle Studien zeigen, dass über 2 % der Bevölkerung eine Glücksspielstörung aufweisen. Hochgerechnet aus Daten des Statistischen Bundesamtes betrifft das etwa 1.380.000 Menschen in Deutschland, von denen (laut Drogen- und Suchtbericht 2017) ein Viertel bis ein Drittel minderjährige Kinder haben: Zwischen 345.000 und 460.000 glücksspielsüchtige Menschen haben Kindern – viele von ihnen auch mehr als ein Kind.
Das Statistische Bundesamt rechnet aktuell mit einer Geburtenziffer von 1,53. Hochgerechnet auf die Anzahl glücksspielsüchtiger Menschen sind das zwischen 528.000 und 704.000 Kinder, die in einer Familie aufwachsen, in der mindestens ein Elternteil glücksspielsüchtig ist.
Weitere 5,7 % der Menschen in Deutschland zeigen ein riskantes Glücksspielverhalten. Auch bei ihnen muss man davon ausgehen, dass sie etwa in gleichem Umfang in Familien leben und Kinder haben. Aus diesen Familien kommen also noch einmal rund 1,3 bis 1,7 Millionen Kinder hinzu, die von den Folgen des Glücksspielens unterschiedlich stark betroffen sind.
Insgesamt muss also davon ausgegangen werden, dass bis zu 2,4 Millionen Kinder in Deutschland von den Folgen des Glücksspielens betroffen sind.